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KZ-Gedenkstätte Neuengamme

1. Vorgeschichte in der NS-Zeit

Das KZ Neuengamme wurde 1938 als Außenlager des KZ Sachsenhausen gegründet und im Frühjahr 1940 selbstständig. Bis 1945 bildete es das zentrale Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Insgesamt wurden im KZ Neuengamme über 80.000 Männer und mehr als 13.000 Frauen mit einer Häftlingsnummer registriert; weitere 5.900 Menschen wurden in den Lagerbüchern nicht oder gesondert erfasst.

Anlass für die Lagergründung war die Ziegelproduktion für in Hamburg geplante NS-Großbauten. Die ersten Häftlinge kamen aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen. 1940/41 wurden die Baracken des Häftlingslagers errichtet, das 1943–1945 durch Steingebäude erweitert wurde. Beim Häftlings- und SS-Lager entstanden bis 1945 immer mehr Wirtschaftsbetriebe.

 

2. Einrichtung der Gedenkstätte

Die Geschichte des KZ Neuengamme war lange Zeit nahezu in Vergessenheit geraten. In den 1970er-Jahren nahm die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in der bundesdeutschen Gesellschaft zu. Jugendverbände und Gewerkschaften engagierten sich in Hamburg für den Ort des ehemaligen Konzentrationslagers.


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Bereits kurz nach der Einweihung eines Denkmals 1965 äußerten Überlebende und Besucherinnen und Besucher den Wunsch nach einer Erweiterung der Gedenkanlage. Die Stadt Hamburg lehnte dies zunächst ab. Die Amicale Internationale de Neuengamme und der Arbeitsausschuss Hamburger Verfolgtenorganisationen hielten jedoch an ihrer Forderung fest. Schließlich fasste der Senat 1979 den Beschuss, in Neuengamme ein Dokumentenhaus zu errichten. Mit seiner Eröffnung im Oktober 1981 gab es erstmals auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers eine Ausstellung. Nach der Verlagerung der Ausstellung in die Walther-Werke wurde das Dokumentenhaus 1995 als Haus des Gedenkens neu eröffnet; auf Stoffbahnen sind dort nunmehr die Namen der Toten dokumentiert.

In den 1980er-Jahren stand Neuengamme im Mittelpunkt zahlreicher Auseinandersetzungen. Protest und beharrliches Engagement vieler Menschen haben dazu geführt, dass 60 Jahre nach Kriegsende auch der Bereich des ehemaligen Häftlingslagers Gedenkstätte geworden ist.

 

3. Aufbau der Gedenkstätte / Ausstellung

Die Gedenkstätte hat mehrere Hauptausstellungen:

– Zeitspuren: Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945 und seine Nachgeschichte (gezeigt in den ehemaligen Häftlingsblocks 21–24). Themenbereiche: KZ-Standort Hamburg-Neuengamme; Die Häftlingsgruppen – Europa in Neuengamme; Alltag und Arbeit; Selbstbehauptung, Kultur, Widerstand; Vernichtung und Tod; Die Außenlager; Das Ende...; Weiterleben nach der Befreiung; Die Nachnutzung des KZ-Geländes; Formen des Erinnerns

– Dienststelle KZ Neuengamme: Die Lager-SS (Studienausstellung in den ehemaligen SS-Garagen). Themenbereiche: Verbrechen im KZ Neuengamme vor Gericht; Die Abteilungen der KZ-Verwaltung; Die Bewachung in den Außenlagern; Arbeitsplatz Stammlager; Die Lager-SS nach Kriegsende

– Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion (Ergänzungsausstellung in den ehemaligen Walther-Werken). Themenbereiche: Zwangsarbeit im Nationalsozialismus; Zwangsarbeit von KZ-Gefangenen; KZ-Häftlingsarbeit in Neuengammer Rüstungsbetrieben

– Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion (Ergänzungsausstellung im ehemaligen Klinkerwerk). Themenbereiche: Wirtschaftliche Interessen der SS; Das „Neue Hamburg“; Klinkerproduktion und kriegsbedingte Umstellungen; Das Klinkerwerk nach 1945

– Haus des Gedenkens

 

4. Träger

Freie und Hansestadt Hamburg.


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5. Finanzierung

Öffentliche Mittel.

 

6. Personal

20 Angestellte, z.T. in Teilzeitbeschäftigung.

 

7. Museumspädagogische Angebote (Zielgruppen)

Wechselnde thematische Ausstellungen, Führungen über das Gelände und durch die Dauerausstellungen, Projekttage für Schüler bzw. kleine Gruppen, Vorträge, Veranstaltungen mit Überlebenden. Veranstaltungen werden auch in den Außenstellen der Gedenkstätte durchgeführt.

 

8. Besucherzahlen

2005 zählte die Gedenkstätte 65.000 BesucherInnen.

 

9. Ausbaupotenzial / -pläne

Neugestaltung und Ausbau wurden im Frühjahr 2006 abgeschlossen.

 

10. Publikationen (Auswahl)

Ulrike Jureit / Karin Orth: Überlebensgeschichten. Gespräche mit Überlebenden des KZ Neuengamme. Hamburg 1994.

Hermann Kaienburg, Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945. Bonn 1997.

Gedenkstätten für die Opfer des KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Hamburg 2000.

Rückblicke – Ausblicke. Die Arbeit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 1981 bis 2001. Hamburg 2001.

 

11. Anschrift / Kontakt

KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg, 21039 Hamburg, Tel. 040/428131-500, Fax 428131-501,

E-Mail: info@kz-gedenkstaette-neuengamme.de

Homepage: www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de

 

12. Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 9.30–16 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen April bis September 12–19 Uhr, Oktober bis März 12–17 Uhr. Führungen: Museumsdienst der Kulturbehörde Hamburg, Tel. 040/4281310.

 

13. Leitung

Dr. Detlev Garbe


Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 47 (2006) S. 113 - 115. Im Original enthält der Beitrag 1 Abbildung.


Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 47

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