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Andreas Wagner: Konferenz zur Zeitgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns

Am 22. März 1996 fand die von der Geschichtswerkstatt Rostock e.V. in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung organisierte Konferenz zur Zeitgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns und ihrer Umsetzung in der Bildungsarbeit in den Räumen der Rostocker Volkshochschule statt. Über 50 Interessierte waren der Einladung gefolgt, um Probleme der regionalen Geschichte von 1918 bis 1989/90 zu diskutieren.

Obwohl die Vortragenden und die Zuhörer ein dicht gepacktes Tagungsprogramm erwartete, entwickelte sich die Geschichtsbegeisterung der Teilnehmer zu einer offenen und entspannten Arbeitsatmosphäre. Der Professor sprach gleichberechtigt neben dem Laienforscher, und Historiker aus den alten und neuen Bundesländern hörten einander geduldig zu, auch wenn die Sprache auf ihre unterschiedlichen Erfahrungshintergründe kam.

Auf der Konferenz gelangten am Vormittag vier übergreifende und bilanzierende Themen, am Nachmittag 21 spezielle Beiträge zur historischen Forschung in drei Arbeitskreisen zum Vortrag.

Die Spannbreite der Vorträge war weit gefächert, reichte von den Auswirkungen der Novemberrevolution auf die Greifswalder Kirchengemeinden über die Biographie des Volkskundlers Richard Wossidlo und der Frauenrechtlerin Käthe Schirmacher sowie die Hintergründe des Abrisses der Rostocker Christuskirche 1971 bis zur Geschichte der "Wende" im Norden der DDR. Die Mehrzahl der Beiträge vermittelte neue Erkenntnisse zum politischen und sozialen Wandel Mecklenburg-Vorpommerns zwischen dem zweiten Weltkrieg und der Bildung der drei Nordbezirke der DDR. Forschungen zu diesem Zeitraum werden derzeit intensiv betrieben.

Erfreulicherweise war es den Veranstaltern gelungen, nicht nur Forschende aus Mecklenburg-Vorpommern als Referenten zu gewinnen, sondern auch Historiker von den Universitäten Münster und Marburg sowie vom Haus der Geschichte in Bonn. Trotz der Erschöpfung beteiligten sich noch mehrere Konferenzteilnehmer an der abendlichen Podiumsdiskussion zu den Problemen der zeitgeschichtlichen Bildungsarbeit. Kontroverse Positionen zur Umsetzung der Zeitgeschichtsforschung in Schule, Universität, Erwachsenenbildung und Freizeit wurden formuliert und regten zum Nachdenken an.

Übereinstimmend äußerten die Konferenzteilnehmer ihre Befriedigung über den Veranstaltungsverlauf, der neben den zahlreichen Vorträgen auch viele Möglichkeiten zu Kontaktaufnahmen und weiterführenden Fachgesprächen bot. Der Info-Stand quoll fast über von Materialien über Vereine, Projekte, Broschüren und Kontaktadressen zur Zeitgeschichtsforschung nicht nur im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt eine gelungene Veranstaltung, die zu weiterführenden Aktivitäten geradezu auffordert.


Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Heft 30 (Dezember 1996) S. 63.


Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 30

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